Von KI-Übersetzungen und Lebkuchenvla
Erfolgreiche Kommunikation setzt Sprachkompetenz voraus. Diese grundlegende Erkenntnis ist unbestritten. Doch was lässt sich eigentlich daraus schlussfolgern, speziell im Hinblick auf die eigene Karriere? Antworten sollte der Campus Career Days bei der Fontys Venlo University of Applied Sciences liefern. Grund genug für unsere Kollegin Mandy Slootmaker einer Einladung der Deutsch-Niederländischen Handelskammer (DNHK) zu folgen und im Rahmen eines Workshops zum Thema Sprache in Kommunikation und Marketing für einige Impulse zu sorgen.
Wer auf den Parkplatz von Fontys Venlo fährt, sieht es sofort an den Nummernschildern: Die meisten Studierenden kommen aus Deutschland. Die grenznahe Lage und der Tatsache, dass die meisten Vorlesungen auf Englisch oder sogar Deutsch gehalten werden, macht die Fontys Venlo über die Grenze hinweg so populär. Ein Nachteil der deutsch- und englischsprachigen Ausbildung ist, dass viele Studenten während ihres Studiums in den Niederlanden kaum Niederländisch lernen. Ein Problem, denn gerade in der deutsch-niederländischen Grenzregion sind Sprachkenntnisse wirtschaftlich relevant und bieten damit auch spannende Karriereperspektiven.
Eigene Sprachkompetenz ist gefragt
Nun kann argumentiert werden, dass es in Zeiten von automatisierten Übersetzungen und der Bedeutung der englischen Sprache zunehmend unwichtiger wird, selbst die Sprache des jeweiligen Nachbarlandes zu erlernen. Allerdings ist dies nach Auffassung der Expertin eine Fehleinschätzung! Mandy illustrierte anhand einiger kurioser Beispiele, dass – teils fatale – Missverständnisse „vorprogrammiert“ sind, wenn man sich nur auf die Technik verlässt. So wurden beispielsweise aus „barrierefreien“ (= rolstoelvriendelijke) Unterkünften auf einer Website „untaugliche“ Hotelzimmer. Neben Wortschatz, Grammatik und Orthographie sind weitere Faktoren bedeutsam. Zum Beispiel die Kenntnis kultureller Unterschiede: Was spricht das Gegenüber oder das Zielpublikum an? Wie formuliert man seine Botschaft und erreicht seine Kommunikationsziele? Kurzum, Beschäftigung mit den Besonderheiten des Nachbarlandes ist in sprachlicher Hinsicht und darüber hinaus äußert wertvoll.
Fallstudie Vla
Eine Kostprobe für die besonderen Herausforderungen einer grenzüberschreitenden Marketingkampagne hatte Mandy ebenfalls im Gepäck. Gemeinsam wurde die Einführung eines neuen Produktes simuliert, das in beiden Ländern vermarktet werden soll. Da eine Marketingkampagne nicht einfach übersetzt und eins zu eins im Nachbarland eingeführt werden kann, durften die Anwesenden selbst über die sprachlichen und kulturellen Nuancen nachdenken, die in diesem Fall eine Rolle spielen. Auch Slogans, visuelle Sprache und Kommunikationskanäle wurden diskutiert. So stellte sich zum Beispiel schnell die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, Lebkuchenvla in den Niederlanden zu vermarkten: Wären nicht zum Beispiel speculaas oder kruidnotenvla eine bessere Idee? Ein interessanter Austausch, der das Bewusstsein für die Besonderheiten der interkulturellen Kommunikation schärfte.
Sprache öffnet Türen
Am Ende gab Mandy den deutschen Schülerinnen, Schülern und Studierenden zwei wichtige Lektionen mit auf den Weg. Erstens: Denkt über eine Karriere in den Niederlanden nach! Menschen mit guten Deutschkenntnissen werden dringend gebraucht und sind nicht leicht zu finden − vor allem da Lehrpersonal für Deutsch knapp ist und Studiengängen für deutsche Sprache und Kultur schwinden. Hier liegen Chancen, schließlich sind die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den Niederlanden und Deutschland äußerst eng! Und zweitens: Lernt Niederländisch und habt keine Angst, die Sprache zu sprechen. Es hilft ungemein, die Landessprache zu sprechen und nicht auf Englisch ausweichen zu müssen. Sprache öffnet neue Türen!